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Selflove und Bodypositivity sind unglaublich oft benutzte Hashtags auf Social Media und viele Influencer promoten bedingungslose Selbstliebe. Aber ist das wirklich so einfach?

Seinen Körper bedingungslos zu lieben stellte sich für mich lange als große Herausforderung dar. Und auch heute bin ich noch nicht dort angekommen, um zu sagen, dass ich jede Delle, jeden Besenreißer oder jedes kleine Fettdepot liebe oder süß finde. Dennoch hat es bei mir klick gemacht und die Beziehung zu meinem Körper hat sich vor ein paar Wochen schlagartig verändert. 

Ich war die meiste Zeit meines Lebens schlank und sportlich, aber eben nicht Supermodel-schlank und mein Körperbau ist eher stabil als grazil. Als ich mit 17 anfing zu Modeln wurde ich oft als zu kräftig, zu sportlich oder ähnliches bewertet, obwohl ich rückblickend betrachtet eine hammer Figur hatte. Ich war definitiv ein Hottie!

Ich habe bis dato niemals in betracht gezogen, dass man als zu sportlich gelten könnte, denn Sport war meine Leidenschaft und galt für mich immer als non plus ultra. Wie konnte das schlecht sein?

Fakt ist, durch das Modeln hat sich meine eigene Körperwahrnehmung extrem verschoben und ich habe immer mehr Dinge entdeckt, die mir nicht passten. Also fing ich an, meine Sportroutine und Ernährung weiter anzupassen, um meinem angestrebten Supermodel- Ideal zu entsprechen.

So kam es, dass das Fitness Studio mein zweites zu Hause wurde und auch Jahre danach geblieben ist.
Lange machte ich Sport, um meine ästhetischen Ziele zu erreichen, das wandelte sich während der letzten Jahre zu mehr leistungsorientierten Zielen (zum Glück). Und oh man war ich fit. Ich habe pre-Corona ähnlich einer Leistungssportlerin trainiert und mich dabei phantastisch gefühlt. 

Dennoch war ich selten wirklich zufrieden mit dem Aussehen meines Körpers. Und das über Jahre hinweg.

Rückblickend macht mich das traurig, weil ich die Leistung und Schönheit meines Körpers nicht wirklich zu schätzen wusste, sondern sie jetzt erst auf Fotos von damals wahrnehme. What a waste!

Was ist dann passiert?

Vor ein paar Wochen war ich mit meinem Freund Bikinis shoppen. Als Frau in einer Umkleide kann man oft nur depressiv werden (ich sage nur: die Beleuchtung!), dennoch habe ich mich an diesem Tag eigentlich ganz gut geschlagen…dachte ich zu mindest.

Ich habe gefühlt jeden Bikini in diesem Laden anprobiert und meinen Freund sogar Fotos und Videos machen lassen. Plötzlich betraten Bekannte von uns den Laden und ich bin innerhalb von Millisekunden in die Umkleide verschwunden, um mich zu verstecken. Um mich zu verstecken!!

Ich wollte absolut nicht, dass mich jemand anderes  im Bikini zu Gesicht bekommt!!

Was ist mit mir passiert? Okay, ich war vielleicht selten zu 100% happy mit meinem Körper, habe mich im Bikini aber immer wohl gefühlt und war wenigstens stolz auf meinen SixPack.

Mein Sixpack ist gerade nicht vorhanden (danke Corona), aber: Bin ich echt nur so viel Wert wie mein flacher Bauch?

Es hat mich wie ein Schlag getroffen: Wie kann ich so gemein zu meinem Körper sein?

Wie kann ich ihm das antun, obwohl er mir mein ganzes Leben schon großartige Dienste erweist. Wie kann ich denken, dass er etwas ist, dass ich verstecken sollte? Etwas wofür ich mich schäme?

Ich habe mich selbst nicht mehr erkannt. Wer war diese Person?

In diesem Moment wurde mir klar, dass ich meinem Körper total Unrecht tue und es hat mir so sehr im Herzen geschmerzt, dass ich sogar weinen musste.

Nachdem meine Tränen getrocknet waren, habe ich mich bei ihm aus tiefstem Herzen entschuldigt und uns ein Versprechen gegeben: Ich werde uns lieben, no matter what! 

Ich werde uns schätzen, gut auf uns achten und uns mit Liebe nähren.

Seit diesem Tag betrachte ich mich anderes im Spiegel. Ich mache Sport, nicht so exzessiv wie früher, aber ich mache es meinem Körper und Geist zu liebe und weiß auch, wann wir eine Pause brauchen. Ich genieße jeden Bissen meines Essens, wähle nun aber oft die nahrhafteste Option. Und das mit Freude, nicht aus Verzicht.

Ich habe zwar von Zeit zu Zeit immer noch kleine negative Gedanken, bin mir ihrer aber viel bewusster. Und es ist okay, dass sie da sind, denn sie haben keine Macht mehr über mich.

Ich trainiere um fit zu sein, denn ich möchte, dass wir so lange es nur geht, zusammen auf dieser Welt ein Team sind. Die Ästhetik kommt dabei von ganz allein. (Insgeheim freue ich mich dennoch wieder auf mein SixPack, aber jetzt ist es eher ein “Nice to Have” als ein “Must”.)

Sich und seinen Körper bedingungslos zu lieben ist auf jeden Fall leichter gesagt als getan und eine herausfordernde Reise mit extremen Höhen und Tiefen. Aber auf jeden Fall eine, die es Wert ist, angetreten zu werden. 

Ganz viel Liebe,

Dana